Leben in Gemeinschaft

Warum wir in Gemeinschaft leben

Wir sind davon überzeugt, dass die Lehren Jesu aus der Bergpredigt in einer Gemeinschaft am besten ins Leben umgesetzt werden können. Durch die Gemeinschaft haben wir die verwandelnde Liebe Christi erfahren. Er macht das Unmögliche möglich: dass gewöhnliche, fehlbare Menschen in Vergebung und gegenseitigem Vertrauen als Schwestern und Brüder zusammenleben.

Was für ein Leben habt ihr, wenn ihr nicht gemeinsam lebt? Es gibt kein Leben, das nicht in Gemeinschaft ist, und keine Gemeinschaft, die nicht zum Lob GOTTES gelebt wird.
— T.S. Eliot

Wie geht das?

Obwohl mehr als zwei Dutzend selbständige Siedlungen zur Bruderhofbewegung gehören, sind wir weltweit vereint. Wir teilen unser Wissen und nutzen unsere Ressourcen über die verschiedenen Standorte hinweg. Einige unserer Siedlungen bestehen aus einem einzelnen Gebäude, andere sind kleine Dörfer mit zwei- bis dreihundert Einwohnern.

Gütergemeinschaft

Niemand nennt irgendwas sein persönliches Eigentum, was wir besitzen, gehört uns nicht als Gruppe, sondern dient der Sache Jesu. Wer sich einmal zur Mitgliedschaft entscheidet, überlässt gerne sein Habe, Verdienst oder Erbe der Gemeinschaft. Im Gegenzug erhält er alles, was er braucht an Nahrung, Kleidung oder Gesundheitsversorgung. Die Mitglieder arbeiten in der Regel in und für die Gemeinschaft, aber keiner von uns bekommt ein Gehalt, ein Honorar oder Unterhaltszahlungen.

Familien im Bruderhof

Familien sind ein wichtiger Bestandteil jeder Bruderhof-Gemeinschaft. Die Erziehung jedes Kindes beginnt zu Hause bei den Eltern. Das gilt im häuslichen Alltag, bei gemeinsamen Mahlzeiten sowie bei den Aktivitäten draußen und drinnen. Die meisten Gemeinschaften haben eigene Kitas und Schulem, die auch von Kindern außerhalb unserer Gemeinschaft besucht werden. Ältere Menschen und diejenigen ohne eigene Familie wohnen oft in der Nähe von Familien mit kleineren Kindern, um einander zu unterstützen und Gesellschaft zu leisten.

Wir alle kennen die lange Einsamkeit, und wir haben gelernt, dass die einzige Lösung die Liebe ist, und dass Liebe mit Gemeinschaft einhergeht.

– Dorothy Day

Erziehung

In unseren Schulen möchten wir allen Kindern eine glückliche Kindheit ermöglichen und ihnen die Fähigkeiten vermitteln, die fürs Leben brauchen. Dazu gehört Unterricht in den klassischen Lernfächern, aber auch die Einführung in handwerkliche Tätigkeiten und praktische Fähigkeiten, Musik und Kunst, Spiel, Sport und Naturerlebnis.

In den USA besuchen die meisten Schüler nach der Mittelstufe die Mount Academy in Esopus, New York, in England die Beech Grove Academy in der Nähe unseres Bruderhofs in Kent.

Den Absolventen unserer Schulen stehen alle üblichen Möglichkeiten offen: Einige studieren an Universitäten oder Fachhochschulen, andere erlernen ein Handwerk oder einen Ausbildungsberuf. Wir ermutigen junge Menschen, die auf einem Bruderhof aufgewachsen sind, dazu, ihre gewohnte Welt zu verlassen und ihren Horizont zu erweitern. Diejenigen, die sich für eine Leben außerhalb der Gemeinschaft entscheiden, unterstützen wir dabei.

Es ist unser Anliegen, allen Kindern, die auf dem Bruderhof leben oder zur Schule gehen, ein sicheres und geborgenes Umfeld zu bieten.

Gemeinsame Arbeit

Unser Glaube und unser Alltag lassen sich nicht voneinander trennen. Alle Arbeit, auch die banalste, ist ein Lobpreis, wenn sie für Christus im Geist der Liebe und Hingabe getan wird. Wir zeigen unsere Liebe zu ihm durch unser Tun.

Alle Tätigkeiten werden von uns gleich geschätzt, sei es die körperliche Arbeit eines Bauern auf dem Feld, die Genauigkeit eines Handwerkers, der Erfindungsgeist eines Ingenieurs und die Einfälle eines Designers. Innerhalb der Gemeinschaft gibt es viele Arbeitsplätze: Schuldirektor, Wäscher, Produktentwickler, Zahnarzt, um nur einige zu nennen, aber keiner wird höher geschätzt als ein anderer. Unsere Arbeit ist nicht nur ein Wirtschaften, sondern ein Dienst füreinander und unsere Nächsten.

Etliche unserer Mitglieder stellen hochwertige Möbel und Spielgeräte für Kitas oder Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen her. Es gibt eine Werkstatt für Beschilderungen und einen Gartenbetrieb, der seine Waren auf regionalen Märkten anbietet. Damit erwirtschaften wir unseren Unterhalt. Manche Unternehmen verteilen sich auf mehrere Standorte. Außerdem bauen wir einen Großteil unserer Nahrung nach ökologischen Prinzipien an.

Bei uns macht niemand Karriere. Wir verrichten die Arbeit, die ansteht, unabhängig von Vorlieben oder Ausbildung. Unsere Berufung ist nicht die jeweilige Tätigkeit, sondern das Leben in Gemeinschaft. Wir setzen unsere Gaben und Kräfte bis ans Lebensende so ein, wie es uns möglich ist.

Nicht nur das Gebet ehrt Gott, sondern auch die Arbeit. Das Schlagen auf dem Amboss, das Sägen eines Balkens, das Tünchen einer Wand, das Treiben von Pferden, das Fegen, das Scheuern, alles gibt Gott Ehre, wenn man es als seine Pflicht tut, weil man in seiner Gnade steht. Die Hände zum Gebet zu erheben ehrt Gott, aber ein Mann mit einer Mistgabel in der Hand oder eine Frau mit einem Mistkübel ehren ihn auch.
— Gerard Manley Hopkins

Aktionsradius

Christliche Jüngerschaft heißt für uns, die Liebe Gottes und die Liebe zum Nächsten in die Praxis umzusetzen. Auf dem Bruderhof trachten wir nach einem Leben im Dienst, wir tun die Werke der Barmherzigkeit nach dem Gebot Christi: Nahrung für die Hungrigen, Wasser für die Durstigen, Fremde willkommen heißen, die Nackten kleiden, den Armen Almosen geben, die Kranken und Gefangenen besuchen. Wir stehen an der Seite derer, die misshandelt, zum Verstummen gebracht oder unterdrückt werden.

Unsere Aktivität hat verschiedene Formen. In dem Streben, dem Ruf Christi zu entsprechen, arbeiten wir mit Menschen guten Willens zusammen, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrem Hintergrund. Wir unterstützen die Arbeit von gemeinnützigen Organisationen weltweit, die in akuten Krisen helfen und engagieren uns auch vor Ort bei Tafeln, in der Förderung von Kindern oder bei Besuchen von älteren Mitbürgern.

Liebe kann nicht für sich bleiben – so hat sie keine Bedeutung. Liebe muss in die Tat umgesetzt werden, und diese Tat ist der Dienst.
— Mother Teresa